Am 19. Juni 2017 besuchte Giselle Cycowicz unsere Schule. Sie ist eine Zeitzeugin und hat vor ihrem Leben als Jüdin zur Zeit des Holocausts erzählt. Sie wurde am 25. Februar 1927 in Chust im damaligen Ungarn geboren. Mit 12 Jahren durfte sie nicht mehr zur Schule gehen, da es für jüdische Kinder verboten war. Als die Nazi-Deutschen dann als letztes Ungarn einnahmen, wurde ihre Schwester Edith in ein Konzentrationslager gebracht. Der Rest ihrer Familie musste aus ihrem Haus ausziehen und in einem Ghetto leben. Die Familie wurde im Mai 1944 in das Konzentrationslager in Auschwitz-Birkenau gebracht. Ihr Vater arbeitete dann in einem Kohlebergwerk und wurde mit 199 weiteren Juden vergast. Die Mutter wurde von SS-Offizieren mitgenommen. Danach waren nur noch Giselle und ihre Schwester Helen übrig. Die beiden arbeiteten in einer Fabrik für Flugzeugteile. Sie wurden freigelassen, doch hatten keine Ahnung wohin. Sie gingen zu ihrem alten Haus, welches sie in Trümmern vorfanden, und trafen dort auf ihre Mutter und ihre Schwester.
Giselle wanderte, dank eines Freundes ihres Opas, nach Amerika aus. Dort wollte sie ihre schulische Ausbildung fortsetzten, was ihr aber nicht gelang. Sie arbeitet als technische Zeichnerin und bekam 1955 die Chance ein Austauschprogramm nach Israel zu machen. Obwohl sie sich dort zu Hause fühlte, kehrte sie nach Amerika zurück, wo sie ihren Mann kennenlernte und 3 Kinder auf die Welt brachte.
Als sie 42 Jahre alt war, studierte sie am Brooklyn College Psychologie. Danach arbeitete sie als Psychologin.
Als ihr Mann starb, ging sie zurück nach Israel. Dort lernte sie, ihre Geschichte zu teilen. Das tat sie auch bei uns.
Herr Welz hatte das Treffen mit Frau Cycowicz organisiert. Das Gespräch wurde auf Englisch geführt, trotzdem war es sehr verständlich. Sie hat sehr offen auf die Fragen von Herrn Welz reagiert. Man hatte vor Augen, was sie erzählte – wie das Haus, in dem sie lebte, in Trümmern lag. Es war sehr schön, so etwas zu erleben, um selbst zu spüren, was mit einem Menschen mit solcher Geschichte passiert.