Sonntag, 03. Oktober, Feiertag, freier Tag, und doch stehe ich kurz nach 19 Uhr vor dem Theater am Delphi in Weissensee. „Die Vorstellung ist leider ausverkauft.“

„Schön für euch. Schade für mich…“, denke ich… und ergattere mit Matthias Weißschuhs Hilfe, der für das ONG dieses Projekt pädagogisch begleitet hat, doch noch einen der wenigen leergebliebenen Plätze. Zum Glück für mich!

Am Beispiel des Mädchenorchesters in Auschwitz, erzählen die Musikerinnen und Musiker und Darstellerinnen und Darsteller vom Leben und Sterben in einem NS-Vernichtungslager. Und davon, dass die Nazis nicht davor zurückschreckten, das Leiden und Sterben mit Musik der abendländischen klassisch-romantischen Hochkultur begleiten zu lassen: Schumanns „Träumerei“ zur Entspannung für SS-Personal nach getaner Selektions-„Arbeit“ an der Rampe, Rossinis „Barbier von Sevilla“ zur „Aufmunterung“ von Todgeweihten in der Krankenbaracke – Musik (auch) als Folterinstrument.

Es gibt Szenen in dieser Inszenierung, die mich physisch angehen, in denen mir fast übel wird. Der Satz: „Es geht mich etwas an.“  bekommt seine ursprüngliche Bedeutung wieder und beschreibt meine körperliche Erfahrung.

Ungefähr 6 Millionen ermordete jüdische Menschen…

Wir Geschichtslehrerinnen- und lehrer stehen immer wieder vor der fast unlösbaren Aufgabe, die Dimensionen des Holocausts in angemessener Weise zu vermitteln, die Monstrosität der NS-Vernichtungsmaschinerie begreiflich zu machen.

Daher müssten Projekte, wie dieses, viel öfter in unseren Schulalltag integriert sein, sie sind ein Gewinn sowohl für die Zuschauerinnen und Zuschauer als auch für die Schülerinnen und Schüler, die gemeinsam mit Profis auf der Bühne stehen: In „Mädchenorchester“ überzeugten Charlotte Schulze, Coco Vasel, Marika Kiehne und Vivien Rüdiger vom ONG mit ihrer beeindruckenden, professionellen Präsenz! Gratulation!

Solltet ihr auch Interesse haben hinter die Kulissen dieser Vorstellung zu schauen oder im Allgemeinen euch für Theater zu interessieren, findet ihr HIER einen Workshop für Schülerinnen und Schüler ab 15 Jahren.

Frau Ilgner