Andrea Wulf (geb. 1972)
„Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“
Bertelsmann Verlag, 2015

556 Seiten – 432 davon der eigentliche Text, der Rest Anmerkungen, Quellen, Register.

Eine quantitative Herausforderung für den Leser – und es lohnt sich. Warum? Eine subjektive Antwort:

  1. Man erfährt wirklich viel Neues, Niegewusstes über Alexander von Humboldt – den Menschen, Naturwissenschaftler, Gelehrten, Bruder, Schwager, Königsberater, Forschungsreisenden, …
  2. Das Buch offenbart dem Leser Humboldts Werdegang, seine spektakulären und strapaziösen Reisen, seine Arbeit als Forscher und Schriftsteller.
  3. Man lernt Humboldt als sensiblen, neugierigen und vor allem moralischen Menschen kennen, der nie aufgegeben hat, an das Vernünftige und Sinnvolle zu glauben.
  4. Er hat Naturwissenschaft und Kunst zusammengeführt und immer dafür plädiert, nicht einzelne Phänomene zu betrachten, sondern nach Beziehungen dieser untereinander zu suchen.
  5. Er hat unsere moderne Vorstellung von Natur entwickelt und erkannt, dass alle Lebewesen in einem großen System miteinander verbunden existieren.
  6. Eingriffe des Menschen zur Ausbeutung und „Kultivierung“ der Natur können verheerende Folgen haben – bis hin zur Vernichtung der Natur.
    Auch das ist eine Erkenntnis von Humboldt und ein Plädoyer für den Schutz der Natur.
  7. Humboldt war ein konsequenter Gegner der Sklaverei – unversöhnlich in seiner Position und damit sehr fortschrittlich.
  8. Er bekam als bekanntester Naturforscher seiner Zeit bis zu 5000 Briefe im Jahr – vor allem von Kollegen aus der ganzen Welt – die er alle eigenhändig beantwortete.
  9. Humboldt ging als alter Mann trotz seines Weltruhms regelmäßig in Vorlesungen der Berliner Universität, um sich in verschiedenen Fachgebieten mit den neuesten Erkenntnissen und Theorien vertraut zu machen. Lebenslanges Lernen war für ihn selbstverständlich, er hat sich auf seinem Ruhm nie ausgeruht.
  10. Humboldt war mit Goethe befreundet und wurde von diesem als Vorbild für die Faust-Figur im gleichnamigen Drama verwendet.
    „Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält.“

Das Buch ist kurzweilig geschrieben, informativ und gleichzeitig unterhaltsam. Nach der Lektüre kann der Leser nicht umhin, Humboldt für sein tätiges Leben zu bewundern – Tiere und Pflanzen, Flüsse, Berge, Gletscher, Buchten, Parks, Städte, Countys, Straßen, Plätze, Flughäfen, Schiffe, Schulen, Universitäten, Asteroide, Mondkrater und ein Mondmeer wurden nach ihm benannt – und zeugen von der Hochachtung der Nachgeborenen.

Simone Albrecht

Alexander von Humboldt (1769 – 1859)