Schnöde Gedichtanalysen, realitätsferne Erörterungen und verworrene Romaninterpretationen. So sieht der Alltag in dem Deutschgrundkurs von Herrn Hanke normalerweise zwar nicht aus, doch wenigstens einmal im Schuljahr kommt die Zeit für die besonders kreative Erarbeitung, bei der alle literarischen Fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler gefragt sind.

Auch dieses Semester ist es wieder so weit. Im Zuge des Themengebietes der Epik im Realismus sollten die Schülerinnen und Schüler einen Auszug des bedeutenden Romans „Effi Briest“ von Theodor Fontane auf der Bühne inszenieren.
Dabei entstanden Auftritte, die dem 200. Geburtstag des Autors würdig sind. Selbst wenn die selbe Szene verwendet wurde, waren unterschiedlichste Umsetzungen das Resultat. So wurde erreicht, dass kein Aspekt des Buches verloren ging, sondern sogar noch einige Schichten hinzugefügt wurden, da versucht wurde, eine möglichst moderne Inszenierung des Romans zu finden.

Sowohl die Stelle, in der Effi, nachdem sie verstoßen wurde, ihre Tochter Annie wiedertrifft, die ihr nur noch roboterartig antworten darf, als auch der entscheidende Moment, bei dem Effis Ehemann abwägt, ob er sich ein Duell mit seinem Nebenbuhler liefern soll oder nicht, standen zur Auswahl.

Die vielschichtigen Inszenierungen konnten nur durch ein umfangreiches Vorwissen zu dem Roman und den darin vorgestellten Figuren entworfen und umgesetzt werden.

Doch vielleicht kann uns der Kursleiter selbst ja genauer beantworten, wie die Schüler das erreichen konnten und warum man sich überhaupt für solch eine Aufgabe entscheidet.

 

Herr Hanke, denken Sie, Ihre Aufgabe konnte relevante Fertigkeiten Ihrer Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern stärken?
Bei dieser Aufgabe konnten die Schülerinnen und Schüler vor allem lernen, sich auf der Bühne selbst zu präsentieren, was auch abseits des Deutschunterrichts von Vorteil sein kann.
Außerdem wurde ein Verständnis geschaffen, welche Möglichkeiten es gibt, einen Roman auf die Bühne zu bringen und wie man diese am besten umsetzt. Ich hoffe auch, dass die Schülerinnen und Schüler so erleben konnten, welche ganz grundlegenden Unterschiede zwischen Dramatik und Epik bestehen.

Hat die Inszenierung dabei geholfen, den Roman auf eine andere Weise zu betrachten und vielleicht sogar neue Aspekte zu erkennen?
Das müsst ihr die Schülerinnen und Schüler des Kurses fragen; ich denke aber schon.

Was macht gerade „Effi Briest“ so relevant, dass er so umfangreich im Unterricht behandelt wird?
Oh, das ist ein weites Feld. (Gelächter im Hintergrund)

Welche Voraussetzungen und Vorarbeiten sind zum Erfüllen einer solchen Aufgabe erforderlich?
Eine Grundvoraussetzung ist natürlich, dass alle den Roman gelesen haben (vereinzeltes Gelächter). Außerdem ist diese Aufgabe ja stark mit der Dramatik verknüpft, weswegen Vorwissen aus dem zweiten Semester benötigt wird.

Welche Rückmeldung haben Sie von den Schülerinnen und Schülern zu dieser Aufgabe erhalten?
Es hat ihnen sehr viel Spaß gemacht, diese Aufgabe zu erfüllen.

Können Sie sich vorstellen, in den kommenden Jahren diese oder ähnliche Aufgaben ein weiteres Mal durchzuführen?
Auf jeden Fall!

 

Florian E., Q3