Corona hat unsere Unterrichtsgewohnheiten ziemlich auf den Kopf gestellt.
Was vorher Frontalunterricht war, läuft jetzt interaktiv in Konferenzen.
Was vorher Arbeit in der Schule war, läuft jetzt von zu Hause aus über Moodle.
Was vorher Partnerarbeit war, … ist immer noch Partnerarbeit, läuft aber über Videochats.
Umso spannender war die Herausforderung, ein komplettes Java-Programm in der Programmierumgebung Greenfoot im Rahmen unseres Informatik-Grundkurses umzusetzen.
Im Folgenden liefern wir einen kleinen Einblick in diesen Informatik-Unterricht 2.0.
Als großes Ziel des Semesters gab uns unser Lehrer Herr Kerber die Aufgabe, den Spieleklassiker Kniffel unter dem Namen „Kniffzee“ zu programmieren, womit wir sicherlich die Langeweile in Quarantäne in spaßigen Spielstunden des Würfelspiels beseitigen können.
Um so ein großes Projekt zu bewerkstelligen und am Ende ein funktionierendes Programm zu haben, ist es notwendig sich kleine Teilziele zu setzen.
Man startet klein: Zunächst hat man nur einen einzigen Würfel, der durch Klicken gewürfelt werden kann. Später hat man einen Würfelknopf, der mit dem Würfel verbunden werden muss und die Möglichkeit, den Würfel zu blockieren. Aus einem Würfel werden 5 und es kommen immer neue Klassen, Regeln und Möglichkeiten hinzu. Auf diese Weise trainieren wir gleichzeitig die Nutzung von Java – von Variablen, Objekten und Klassen, Kontrollstrukturen und Debugging-Möglichkeiten. „Learning by doing“ ist an dieser Stelle die Devise und wir sind dankbar über den praxisnahen Unterricht.
Man könnte denken, dass sich so ein informatisches „Coding-Projekt“ besonders gut für das Home-Schooling eignen würde.
Wenn man aber darüber hinwegsieht, dass beides irgendwas mit Computern zu tun hat, fangen schon die ersten Probleme an. Denn gerade beim Programmieren ist Kommunikation und der Austausch mit Anderen wichtig (An dieser Stelle: Weg mit den Klischees über antisoziale Informatiker!). Wie sonst soll man die ganzen Syntaxfehler finden und außerdem verhindern, dass 20 Schüler an der selben Aufgabe festhängen?
Eine ganz neue Methode im Informatik-Unterricht stellte das Konzept “Schüler unterrichten Schüler” dar.
Wir hatten das Vergnügen, selbst eine Stunde unseres Grundkurses über Microsoft Teams zu halten. Dabei beließen wir es weitgehend bei der Struktur, die auch schon Herr Kerber angewandt hatte. Zunächst treffen sich alle in einem Sprachchat, man begrüßt sich. Dann werden die Aufgaben für die Stunde besprochen, noch einmal auf Probleme der letzten eingegangen und der Fortschritt der einzelnen Gruppen erfasst.
Danach gehen die Teams in einzelne virtuelle Räume und lösen die Aufgaben. Vielleicht teilt ein Schüler seinen Bildschirm und tippt den Code, während der Partner die Hilfestellung vor sich hat und diktiert. Oder man teilt vorher die Aufgaben auf und beide arbeiten getrennt und fügen erst am Ende den Code zusammen. Dies bleibt den einzelnen Teams überlassen. Wichtig für den gesamten Prozess ist, dass die Schüler jederzeit die Möglichkeit haben, andere Schüler oder den Lehrer um Hilfe zu bitten. Dies können sie einfach machen, indem sie wieder in den ursprünglichen Sprachraum gehen.
Wir sind am Ende noch einmal die Aufgaben durchgegangen und haben unsere eigenen Lösungen gezeigt. Bei diesen sehr unterrichtsnahen Situationen treten allerdings auch kleinere Schwächen des Online-Unterrichts hervor. Durch die Sendezeiten der Sprache kommt es machmal zu Pausen zwischen Frage und Antwort, die zwar nicht wirklich lange dauern, aber den Unterrichtsfluss stören und sich langsam aufaddieren.
Zudem ist es leicht, den Überblick zu verlieren. Man kann nicht einfach herumgehen und ungefähr sehen, wie weit jede Gruppe bei ihren Codes ist. Dies erschwert das „Herumprobieren“, welches beim Programmieren ein wichtiger Teil ist.
Letztendlich kann man vermutlich jedes Element des normalen Unterrichts irgendwie virtuell umsetzen. Wir sind froh, dass unser Lehrer auf diese Weise eine Möglichkeit hat, den Informatikunterricht auf besondere Weise weiterzuführen. Trotzdem wünscht man sich manchmal einfach nur nebeneinander zu sitzen.
Johanna H., Q2