Geschlechtsspezifische Stereotypisierung beeinflusst uns alle.

„Der starke Mann ist das Oberhaupt und der Ernährer der Familie.
Die schöne, einfühlsame Frau übernimmt den Haushalt und die Erziehung der Kinder.“

„Mädchen tragen rosa, Jungs blau.“

„Puppen sind für Mädchen und Autos für Jungs.“

„Wer weint, der ist ein Mädchen.“

Obwohl wir im 21. Jahrhundert angekommen sind, verwenden wir immer noch „typisch weiblich“ und „typisch männlich“ in unserem alltäglichen Sprachgebrauch – auch wenn dies gar nicht existiert!
Stereotype „Mann“ und „Frau“ sind tief in unserem Unterbewusstsein verankert.
Sucht man nach den Wurzeln, so muss man weit in der menschlichen Geschichte zurückreisen.

In Kooperation mit dem Deutschen Historischen Museum unternahmen wir, die IG Friedenstaube, eine augenöffnende und spannende Reise in die Vergangenheit und erfuhren, wie sich Geschlechterrollen und -klischees mit der Zeit entwickelt und gewandelt haben.
Schnell erkannten wir, dass die Frau schon immer eine untergeordnete Rolle in der Geschlechterhierarchie spielte.

Bereits die Darstellung der Frau in der Bibel führt zu einer Wertung zwischen den Geschlechtern. Eva – die erste Frau – wird aus Adams Rippe geschaffen und als seine Gehilfin dargestellt. Zusätzlich beeinflusst der „Sündenfall“ und die darauffolgende Verbannung des Menschen aus dem Paradies das Ansehen des weiblichen Geschlechts gravierend. Über Jahrhunderte hinweg werden Frauen als weniger religiös und leichter beeinflussbar verschrien.

Maria Magdalena ist eine weitere prominente Vertreterin, die maßgeblich das Frauenbild bestimmt. In der Bibel wird sie durch ihre Sinnlichkeit und Sexualität als Sünderin deklariert. Und obwohl ihr ihre Sünde von Jesus vergeben und sie eine treue Nachfolgerin Christi wird, wird Maria Magdalena auch heute noch in erster Linie mit Sünde in Verbindung gebracht.

Sowohl das Bild der Eva als auch der Maria Magdalena wurden seither immer wieder benutzt, um Frauen als minderwertig und dem Mann untergeordnet zu definieren.

Auch in der Kunst spiegeln sich die über Jahrhunderte verankerten Stereotypen der Geschlechter wieder. So schauen die porträtierten Männer den Betrachter stets direkt an, die abgebildeten Frauen hingegen blicken zur Seite und erwidern den Blick des Betrachters nicht.

Die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts und der Ausschluss von Frauen aus politischen Belangen zieht sich bis in die Neuzeit. So wurden die Rechte der Frauen weder in der französischen Revolution noch in der ersten Verfassung der Menschenrechte berücksichtigt. Eine Verbesserung der eigenen Situation wurde in vielen Fällen nur für weiße Männer mit höherem Einkommen erwirkt.

Mittlerweile sieht unsere Realität zum Glück anders aus. Die Situation der Frau hat sich stark verbessert. Wir alle haben die Möglichkeit, mitzubestimmen und die Zukunft aktiv mitzugestalten. Trotzdem ist es immer noch die traurige Realität, dass kein Land der Welt die vollkommene Gleichstellung der Geschlechter erreicht hat.

Heute am 8. März 2021, dem Internationalen Tag der Frauen, ist es unser Anliegen, unsere Schülerschaft, die Lehrenden und Erziehenden dazu aufzufordern, noch aktiver für die Gleichberechtigung aller Menschen einzutreten. Nur gemeinsam können wir eine soziale, gerechte und inklusive Zukunft gestalten.

Chi, Bundesfreiwillige
IG Friedenstaube