Aus dem Ethik – Hausunterricht
Ethische Fragestellungen in Zeiten der Corona Pandemie –  ein Meinungsbezug des Schülers Ole aus der Klasse 10.2

Freiheit. Freiheit an sich bedeutet nichts. Sie bedeutet solange nichts, bis Menschen die Folgen fehlender Freiheit wahrnehmen. Frei sein bedeutet, sich gegen Einschränkungen, die die eigene Person oder die Gesellschaft, Familie und Freunde, lähmen, aufzulehnen. Freiheit ist einer der Werte, die ein Land wie Deutschland zu einer parlamentarisch-demokratischen Republik machen, einem Land in dem Freiheit bis zu einem bestimmten Maß, das die Rechte und Freiheiten anderer Bürger nicht beschränkt oder bricht, gilt. 

Doch trotzdem gibt es Ungleichheiten wie der „Gender Pay Gap“, der verkürzt dargestellt die Unterschiede in Löhnen von Mann und Frau darstellt. Doch Freiheit und Ungleichheiten scheinen den Großteil der Bevölkerung, die Mittelschicht, nicht zu betreffen oder zu kümmern, solange diese Dinge sie nicht beeinflussen. 

Aber kaum bricht eine Krise, die auch diese Menschen betrifft, über Deutschland und den Rest der Welt herein, prasseln Meinungen, Ansichten und Ideale, die vorrangig egozentrisch sind, auf mich ein. 

Menschen, die sich vorher wenig Gedanken um Gesetze und Normen gemacht haben, die vorrangig dort begrenzt werden, wo Menschen keine Hoffnung auf Luxus und Bildung haben, tun dies auch weiterhin nicht. Es mag aber durchaus sein, dass diese Position etwas zu pauschal ist.

Das Einzige, worum sich jeder zu sorgen scheint, sind die eigenen Interessen und Interessenkonflikte. Das bedeutet, wenn jemand Interesse an steigenden und fallenden Kurven beim DAX hat, weil er in Aktien investiert hat, wird er Interesse an wirtschaftlichen Aspekten haben, daher wird er sich gegen eine Ausgangssperre und für eine Wiedereröffnung der Geschäfte aussprechen. 

Diese Intention scheint einfach und ist noch leicht begreiflich. Viel schwieriger wird es, wenn es sich bei dem Grund für ein Verlangen nach sozialen Kontakten handelt, die zwar nachvollziehbar sind, da diese für die mentale Gesundheit wichtig sind, aber hierbei, sowie im Fall der Wirtschaftsaktionäre, ist es wichtig sich selbst für die Allgemeinheit zurückzustellen. Denn entweder diese Regelung, oder eine Zweiklassengesellschaft, bei der kurz- oder langfristig alte, schwache und kranke Menschen ein kürzeres Los ziehen. 

Bei dieser Möglichkeit würde dann alles wieder öffnen, aber die Personen aus der Risikogruppe müssten dann ohne Kontakt isoliert werden. Doch das ist nicht, was eine solidarische Gesellschaft ausmacht, sondern eine Gesellschaft, die niemanden ausgrenzt, die unterstützt, die befähigt und Engagement weckt und die niemanden abschreibt. Das gilt unabhängig von Alter, Herkunft, Aufenthaltsstatus, Geschlecht oder Behinderung. Solidarität ist nicht gesetzlich verankert, aber wenn wir als Gesellschaft beschließen, um unsere eigenen sozialen und wirtschaftlichen Interessen durchzudrücken, die Hilfsbedürftigen im Stich zu lassen, dann möchte ich kein Teil dieses Organismus’ sein. Denn wenn wir unsere eigene Freiheit über unser eigenes Leben stellen, dann kann ich das akzeptieren, aber ich kann nicht akzeptieren, wenn wir als Gesellschaft beginnen kollektiv wegzusehen, nur damit wir weiterhin mit einer annehmbaren Bequemlichkeit leben können, die uns in einen Schleier hüllt und weiterhin dafür sorgt, dass wir uns nicht um Probleme im Rest der Welt zu kümmern brauchen.

Ole O., 10.2