„Er hat die Situation sehr schnell eingeschätzt und entschlossen mit Kraft und Mut gehandelt. Er hatte ein Gespür für die Gefahr.“

Das sagte Eleonora Ostrowska über ihren Schwager – den Widerstandskämpfer Witold Pilecki.

Als IG Friedenstaube suchen wir immer wieder nach Menschen, die zur Zeit des Nationalsozialismus aktiv Widerstand gegen das Regime leisteten. Anfang Juni folgten wir einer Einladung des Pilecki-Instituts in Berlin-Mitte. In ihrem Büro am Pariser Platz hat sich die Aufklärungs- und Informationsstätte dem Vermächtnis Witold Pileckis verschrieben.

Pilecki war während der deutschen Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg Teil der politisch-oppositionellen Untergrundbewegung. In der Hoffnung nach Auschwitz zu gelangen, ließ sich Pilecki 1940 freiwillig verhaften. Seine Mission war die Infiltration des Konzentrationslagers und die Berichterstattung an die Alliierten.

Die Gewalt, die Pilecki und alle Häftlinge bei der Ankunft im Konzentrationslager Auschwitz- Birkenau erwartete, hatte ein unvorhersehbares Ausmaß, das die meisten Menschen bereits zu Beginn brach.

Langsam baute Pilecki eine kleine Widerstandsbewegung im Konzentrationslager auf. In der ersten Zeit instruierte er freigelassene Häftlinge, Informationen über das Lager und die Misshandlungen der Menschen an seine Kontakte zu übertragen.

Bereits 1941 wurden die Informationen von Warschau nach London weitergeleitet. Pilecki schilderte in seinen Berichten das Leid der Gefangenen mit der dringenden Bitte, die Menschen durch eine Bombardierung des Lagers zu befreien. Der Tod sei eine Gnade im Vergleich zur täglichen Hölle in Auschwitz. Der ersehnte Luftangriff durch die Royal Air Force blieb jedoch aus, die Alliierten reagierten nicht auf die Hilferufe.

1943 floh Pilecki, um selbst vor die Alliierten zu treten und persönlich um Hilfe zu bitten. Ein Luftangriff auf Auschwitz erfolgte jedoch nie.

In Italien verfasste Pilecki schließlich einen detaillierten schriftlichen Bericht über die Gräueltaten der Nationalsozialisten an den Menschen im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Dieser wahrheitsgetreue Bericht wurde über Jahre nicht veröffentlicht. Erst nach der politischen Wende Polens in den 1990er Jahren wurde die Vergangenheit des Landes aufgearbeitet und Pileckis Geschichte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Pilecki selbst engagierte sich nach dem 2. Weltkrieg weiterhin im liberalen polnischen Untergrund, da er das kommunistische Regime Russlands entschieden ablehnte. In seinen Augen schaffte jegliche Art der Diktatur – ob vom rechten oder linken Rand des politischen Spektrums – nur Leid.

1948 wurde Pilecki vom russisch-kommunistischen Regime des Hochverrats beschuldigt und daraufhin hingerichtet.

Mit seiner Zivilcourage und seinem Engagement ist Witold Pilecki ein Vorbild und eine Inspiration für uns. Er lebte die Werte Freiheit, Gesellschaftsverantwortung und Gerechtigkeit. Wir werden Pilecki exemplarisch als einen der aktivsten Widerstandskämpfer in unserem jährlichen Holocaust-Projekt mit dem 7. Jahrgang thematisieren, um seine Geschichte weiterleben zu lassen.

Das Pilecki-Institut erklärt das Leben und Handeln ihres Namensgebers und viele andere Themen auf ihrer  Website und auf ihrem YouTube-Kanal.

Wir danken dem Team des Instituts für die Ermöglichung dieses hoch informativen Workshops!

IG Friedenstaube