„Wir wollen eine Welt schaffen, in der die junge Malergeneration mit gutem Gewissen helle, frohe Farben anwenden kann. Darin sehe ich den Sinn meiner Arbeit. Wenn uns dies gelungen ist, können wir unsere Aufgabe in andere Hände legen und wieder zur Staffelei zurückkehren.“
Dieser Aufgabe widmete sich der Namensgeber unserer Schule leidenschaftlich und stellte dabei seine eigene Arbeit zurück.
Als Sohn eines Tischlers 1894 geboren, trat er schon mit 18 in die SPD ein. Er fing nach der Schule eine Ausbildung als Glasmaler an, die er allerdings sehr schnell abbrach, als er sich von seinem Meister schlecht behandelt fühlte.
Otto Nagel demonstrierte bei vielen Hungerstreiks gegen die Regierung und war deswegen auch während des Ersten Weltkriegs in einem Straflager, anstatt seinen Kriegsdienst zu leisten.
Da er Kommunist war, wurden die meisten seiner Kunstwerke unter der Herrschaft der Nazis als „entartet“ eingestuft und vernichtet.
Außerdem wurde er zwei Jahre im KZ Sachsenhausen gefangen gehalten und danach verbaten ihm die Nazis in einem Atelier zu arbeiten. Also erklärte er Berlin zu seinem „Freilichtatelier“ und zeichnete die Stadt. Dabei interessierte er sich nicht für die repräsentativen und politischen Orte in Berlin, sondern er zeichnete Hinterhöfe, Parkbänke und Bars.
„Mein Schaffen wurde ein Wettrennen mit der Vernichtung.“
Nagel versuchte, sein geliebtes Berlin festzuhalten, bevor es vollends zerstört sein würde. Manchmal zeichnete er einen Ort, der am nächsten Tag schon in Trümmern lag.
Nach dem Krieg hatte er dann die Hoffnung, wieder frei seine Bilder malen zu können, sie auszustellen und Anerkennung dafür zu bekommen. Zuerst machte er es sich aber zur Aufgabe, die Kultur in Deutschland wiederherzustellen. Er entschied sich ganz bewusst dafür, in die DDR zu ziehen, denn er dachte, dass diese seinen kommunistischen Werten entspreche. Diese Hoffnung wurde allerdings sehr schnell zunichte gemacht.
Nagel entwickelte sich schnell zu einem Aushängeschild der DDR: Der Künstler, der gegen das faschistische Deutschland gekämpft hat; der Künstler, der sich nicht hat unterkriegen lassen; der Künstler, der sich für das System der DDR entschieden hat. Nagel erhielt viele hohe Auszeichnungen und Ehrungen, während seine eigene Arbeit in den Hintergrund rückte. Er wurde zum Präsidenten der Akademie der Künste ernannt, was ihm noch weniger Zeit gab, um seinen eigenen Traum zu verwirklichen. Er stellte sein Leben dafür zurück, damit andere seinen Traum leben konnten.
Zum Schluss kam es sogar so weit, dass seine Frau Walentina seine Gemälde im Westen verkaufte, um sie an die Öffentlichkeit zu bringen. Wie sie das geschafft hat, ist bis heute ein Rätsel.
1961 wurde Nagel schwerkrank. Er zog sich aus seinen Posten zurück und verbrachte den Rest seines Lebens in seinem Haus in Biesdorf, wo er dann 1967 verstarb.
Doch auch nach seinem Tod erlangten seine Bilder keine größere Aufmerksamkeit. Otto Nagel wurde 1970 zum Ehrenbürger von Ostberlin ernannt. Auch dies geschah nicht aufgrund seiner Arbeit als Künstler, sondern aufgrund seines antifaschistischen Widerstandes. In seinem Wohnhaus sind einige Jahre lang seine Kunstwerke ausgestellt worden, doch in den 80er Jahren wurde die Ausstellung zur „Sammlung proletarisch-revolutionärer, antifaschistischer Kunst“ erklärt. Nach der Wende wurde die Ausstellung vollständig aufgelöst. Nach einem langen Erbstreit bekam Nagels Tochter Sibylle Schallenberg einige seiner Kunstwerke. Sie wollte sie nicht den Stiftungen und Museen überlassen, die die Bilder nicht ausstellen, sondern nur im Archiv lagern wollten.
2012 fand die letzte Ausstellung seiner Werke statt. Zu seinem fünfzigsten Todestag dieses Jahr wird es keine weitere geben.
Nur eine Straße und unsere Schule tragen noch seinen Namen und erinnern an ihn. Erinnern sie an ihn als Künstler oder als Politiker?
Quellen:
https://sascha313.wordpress.com/2014/03/24/der-kommunist-otto-nagel/
http://www.stiftung-schloss-biesdorf.de/aktuell/otto-nagel-ein-berliner-maler-und-mehr/
http://www.stiftung-schloss-biesdorf.de/aktuell/otto-nagel-ein-berliner-maler-und-mehr/
Magdalena Schulz (2017)
Heute besitzen wir als Schule einen echten Nagel, den die Schülerinnen und Schüler anlässlich des 125. Geburtstages ersteigert haben. Dieser ist im Erdgeschoss für alle öffentlich zugänglich.
Darüber hinaus verfügt das Otto-Nagel-Gymnasium über eine private Dauerleihgabe an Arbeiten des Künstlers, die für Interessierte – insbesondere auch für Forschungsarbeiten – auf Anfrage ebenfalls zugänglich sind.