Ein Blick hinter die Kulissen unseres sechsten Jahrgangs
Hier am Otto-Nagel-Gymnasium (ONG) steht die Förderung von Begabungen und individuellen Interessen aller Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt des Schulalltags. Besonders sichtbar wird dies in unseren Enrichment-Kursen, die wir für die Schnelllernerinnen und Schnelllerner der Jahrgänge 5 bis 10 anbieten. Im sechsten Jahrgang haben unsere Schülerinnen und Schüler auch in diesem Schuljahr die spannende Möglichkeit erhalten, Techniken informatischen Problemlösens kennenzulernen sowie praktische Programmiererfahrung zu sammeln – und das mit moderner Technik, Teamgeist und viel Kreativität.
Was ist der Enrichment-Kurs?
Unsere Enrichment-Kurse sind ein zusätzliches Unterrichtsangebot, das über den regulären Lehrplan hinausgeht. Sie sind projekt- und produktorientiert gestaltet, fördern Selbstständigkeit und Eigenverantwortung und werden in kleinen Gruppen durchgeführt. Ziel ist es, handlungsorientiertes, selbstorgansiertes Lernen zu ermöglichen und die Schülerinnen und Schüler an neue Themen und Methoden heranzuführen. Die Kurse sind für alle Schnelllernerinnen und Schnelllerner verpflichtend und werden benotet, wobei die erbrachten Leistungen versetzungsrelevant sind.
Mit den Enrichment-Kursen bieten wir unseren Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich mit Themen auseinanderzusetzen, die im normalen Fachunterricht oft nicht mit der notwendige Tiefe betrachtet werden können. Hier bekommen sie die Chance, ihre Interessen zu vertiefen, neue Talente zu entdecken und ihre persönlichen Stärken weiterzuentwickeln. Unsere Kurse sind so konzipiert, dass sie alle Lernenden unabhängig vom jeweilgen Geschlecht gleichermaßen ansprechen und fördern.
Programmieren mit MakeCode und Calliope mini
Im aktuellen Kurs haben sich unsere Sechstklässlerinnen und Sechstklässler mit der Modellierung von Algorithmen und den Grundlagen der praktischen Programmierung beschäftigt. Als Werkzeug diente ihnen der Calliope mini V2 – ein kleiner, vielseitiger Einplatinenrechner, der speziell für den Einsatz im Schulunterricht entwickelt wurde. Programmiert wurde mit der blockbasierten Programmiersprache MakeCode (makecode.calliope.cc), die einen besonders niederschwelligen Einstieg ermöglicht und komplexe Programmierkonzepte anschaulich visualisiert.

Unsere Schülerinnen und Schüler lernten zunächst, wie man Programme erstellt, auf den Calliope mini überträgt und ausführt. Sie experimentierten mit LEDs, Sounds und Sensoren und setzten erste kleine Projekte um – etwa Würfel, Spiele wie Schere-Stein-Papier oder das Versenden von Nachrichten per Funk zwischen mehreren Calliope-Geräten. So wurden zentrale Programmierkonzepte wie Bedingungen, Wiederholungen, Variablen und Funktionen praktisch erfahrbar.
Dabei zeigte sich, dass sowohl Mädchen als auch Jungen mit großem Interesse und Engagement bei der Sache waren. Besonders erfreulich ist, dass viele Schülerinnen, die sich zuvor noch nicht mit Programmierung beschäftigt hatten, schnell Begeisterung entwickelten und eigene kreative Ideen einbrachten.
Der Calli:bot von Knotech – Robotik zum Anfassen

Ein besonderes Highlight unseres Kurses war der Einsatz des Calli:bot Bausatzes der Firma Knotech. Mit diesem Ergänzungsset wird der Calliope mini V2 in wenigen Schritten zu einem vollwertigen, programmierbaren Roboterfahrzeug erweitert. Der Calli:bot ist eine fahrbare Roboterplattform, die speziell für den Bildungsbereich entwickelt wurde und zahlreiche Möglichkeiten für spannende Robotik-Projekte bietet.
Der Calli:bot verfügt über zwei Mini-Metallgetriebemotoren, die eine präzise Steuerung der Fahrbewegungen ermöglichen. Dank der eingebauten Infrarotsensoren kann der Roboter Linien auf dem Boden erkennen und diesen folgen – ein klassisches Beispiel für einen „Spurensucher“. Darüber hinaus sind ein Ultraschallsensor zur Abstandsmessung, mehrere LEDs (darunter vier RGB-Lichter auf der Unterseite und zwei rote LEDs), sowie Anschlüsse für weitere Sensoren und Servomotoren integriert. Die Montage des Calliope mini auf dem Calli:bot ist werkzeuglos möglich, sodass unsere Schülerinnen und Schüler schnell mit ihren Experimenten starten konnten.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Unterricht
Mit dem Calli:bot lassen sich zahlreiche praxisnahe und motivierende Projekte realisieren. Unsere Schülerinnen und Schüler konnten zum Beispiel Programme schreiben, mit denen der Roboter eigenständig einer Linie folgt, Hindernissen ausweicht oder auf Licht- und Tonsignale reagiert. Der Ultraschallsensor ermöglichte es, Distanzen zu messen und den Roboter etwa vor einer Wand automatisch stoppen zu lassen. Die LEDs wurden genutzt, um Statusanzeigen zu programmieren oder kreative Lichteffekte zu gestalten.
Durch die Verbindung von Sensorik, Aktorik und Programmierung erlebten unsere Schülerinnen und Schüler das Zusammenspiel von Hard- und Software hautnah. Sie lernten, wie Sensorwerte ausgelesen und verarbeitet werden, wie Motoren angesteuert und wie komplexe Abläufe in übersichtliche Programmstrukturen umgesetzt werden können. Die grafische Programmierung über MakeCode erleichtert dabei den Einstieg und ermöglicht es, auch anspruchsvollere Aufgaben zu bewältigen.
Besonders spannend war für viele Mädchen und Jungen die Möglichkeit, eigene Fahrroboter-Spiele zu entwickeln oder den Calli:bot als „intelligentes Fahrzeug“ zu programmieren. Einige Schülerinnen und Schüler setzten sich das Ziel, den Roboter so zu steuern, dass er bestimmte Parcours abfährt, andere programmierten ihn als „Wächter“, der mithilfe des Ultraschallsensors Bewegungen erkennt und mit Lichtsignalen reagiert.
Kreativität, Teamarbeit und Problemlösung
Der Einsatz des Calli:bot förderte nicht nur technisches Verständnis, sondern auch Kreativität, Teamarbeit und Problemlösekompetenz. Unsere Schülerinnen und Schüler arbeiteten in kleinen Teams, unterstützten sich gegenseitig bei der Fehlersuche und entwickelten gemeinsam Lösungen für technische Herausforderungen. Mädchen und Jungen brachten unterschiedliche Perspektiven und Herangehensweisen ein, was die Projekte bereicherte und zu vielfältigen Ergebnissen führte.
Digitale Kompetenz als Schlüsselqualifikation
Wir am ONG legen großen Wert auf einen reflektierten und selbstbestimmten Umgang mit digitalen Medien. Die Erfahrungen aus unserem Enrichment-Kurs zeigen, wie früh und nachhaltig digitale Kompetenzen aufgebaut werden können – und wie viel Freude das eigenständige Programmieren und Tüfteln macht. Unsere Schülerinnen und Schüler lernen, digitale Werkzeuge nicht nur zu konsumieren, sondern aktiv zu gestalten und zu hinterfragen.
Gerade in einer digitalisierten Welt sind solche Fähigkeiten von unschätzbarem Wert. Mädchen und Jungen werden gleichermaßen ermutigt, sich mit Technik, Informatik und Robotik auseinanderzusetzen und eigene Ideen zu verwirklichen. Unser Kurs trägt dazu bei, mögliche Hemmschwellen abzubauen und insbesondere Mädchen für technische Themen zu begeistern.
Stimmen aus dem Kurs
Die Rückmeldungen unserer Schülerinnen und Schüler zum Enrichment-Kurs sind durchweg positiv. Viele berichten, dass sie zum ersten Mal selbst programmiert haben und überrascht waren, wie schnell sie eigene Projekte umsetzen konnten. Eine Schülerin erzählt: „Ich hätte nie gedacht, dass Programmieren so viel Spaß machen kann. Am Anfang war ich unsicher, aber mit jeder Übung wurde es leichter.“ Ein Schüler ergänzt: „Es war toll, dass wir unsere eigenen Ideen umsetzen konnten. Am meisten Spaß hat mir gemacht, den Calli:bot zu programmieren und ihn durch den Klassenraum fahren zu lassen.“
Auch wir Lehrkräfte sind begeistert von der Motivation und dem Engagement unserer Schülerinnen und Schüler. Wir beobachten, dass die Arbeit mit dem Calliope mini und dem Calli:bot nicht nur technisches Wissen vermittelt, sondern auch das Selbstvertrauen stärkt und die Freude am Lernen fördert.
Ausblick und Fazit
Unser Enrichment-Kurs im sechsten Jahrgang ist ein gelungenes Beispiel für modernen, praxisnahen Unterricht. Unsere Schülerinnen und Schüler erhalten hier nicht nur eine Einführung in die Welt der Programmierung und Robotik, sondern entdecken auch ihre eigenen Talente und Interessen. Mädchen und Jungen werden gleichermaßen gefördert und ermutigt, sich mit digitalen Technologien auseinanderzusetzen.