Musasa, das ist der Name eines Baumes, der in der Savanne und in den Wäldern des südlichen und östlichen Afrikas zu finden ist. Er ist breit und spendet Sicherheit und Schutz – genau wie die nach ihm benannte Organisation für Gleichberechtigung und Stärkung misshandelter Frauen in Simbabwe.
Die Vision der seit 1988 bestehenden NGO ist, mit Programmen wie öffentlichen Aufklärungs- und Trainingsveranstaltungen eine Gesellschaft zu schaffen, in der es keine Toleranz gegenüber Gewalt an Frauen gibt, denn momentan ist diese Straftat in Simbabwe gesellschaftlich akzeptiert.
Im Rahmen des Schulprojektes Work4Peace empfingen die neunten Klassen des Otto-Nagel-Gymnasiums am 17.Oktober die Direktorin von Musasa, Netty Musanhu.
Sie setzt sich gemeinsam mit Vertretern des Weltfriedensdienst e.V. und anderen MitarbeiterInnen für die Frauen aus ihrer Heimat Simbabwe ein und motiviert sie, stark zu sein und darüber zu sprechen, wenn ihnen Unrecht angetan wurde.
In Simbabwe ist sexueller Missbrauch ein großes Problem, eines von drei Mädchen unter 18 hat Erfahrungen mit Vergewaltigungen gemacht und zwar meist in der eigenen Familie.
Aber auch politisch motivierte Vergewaltigungen sind in Simbabwe an der Tagesordnung, etwa im Wahlkampf als Druckmittel zur Wahl der richtigen Partei.
Mädchen oder Frauen, die vergewaltigt wurden, gelten als unrein und werden an weitaus ältere Männer verheiratet, weil sie von jüngeren Männern abgelehnt werden, so schweigen Frauen lieber, um ihr Ansehen in der Öffentlichkeit nicht zu beschädigen.
Musasa bietet in Simbabwe Zufluchtsmöglichkeiten für Frauen, die sogenannten „Musasa Shelter Homes“, in denen Frauen lernen, Selbstbewusstsein zu entwickeln und sich gegen Gewalt zu wehren. Netty erzählte, dass dies vielen Männern widerstrebt, und so kam es schon öfter vor, dass Frauen in den Unterkünften verfolgt und bedroht wurden.
Auch juristische Schritte können Frauen mit Hilfe von Musasa einleiten, sofern sie bereit sind, den emotional harten Kampf gegen den Täter zu führen.
Netty hat selbst schon als junge Frau erfahren, wie rückständig das Geschlechterverhältnis in ihrer Heimat Simbabwe ist. So wurde zum Beispiel von ihrem eigenen Onkel in Frage gestellt, ob sie als Mädchen denn unbedingt zur Schule gehen müsse. Doch ihre Mutter setzte sich durch, und sie erhielt die Bildung, die allen Kindern zusteht, egal ob Junge oder Mädchen.
Nettys Botschaft an die Schülerinnen des Otto-Nagel-Gymnasiums war, dass sie sich ihrer Privilegien bewusst sein sollen, denn hierzulande ist es um einiges leichter, als Frau ‚Nein‘ zu sagen und klare Grenzen zu ziehen. Auch an die Jungen hatte sie einen Wunsch: „A man of quality is not afraid of equality!“ („Ein Mann mit Qualität fürchtet die Gleichberechtigung nicht“.)
Deutlich wurde an diesem Schultag, dass es sehr schwierig ist, offen über sexuellen Missbrauch zu sprechen. So konnte man sich ungefähr vorstellen, wie schwierig es erst für Opfer sein muss, die viel Scham empfinden und am liebsten alles tun würden, um das Geschehene zu vergessen.