Am heutigen Volkstrauertag, dem 17. November 2024, gedenken viele Menschen deutschlandweit der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.
Vertreterinnen und Vertreter der bundesdeutschen Verfassungsorgane legten heute Blumen in der Neuen Wache in Berlin nieder, vor der bewegenden Bronzeplastik „Mutter mit totem Kind” von Käthe Kollwitz. Dieser Gedenktag erinnert uns daran, wie wichtig es ist, aus der Vergangenheit zu lernen und uns stets für Frieden und Demokratie einzusetzen, insbesondere in Zeiten globaler Krisen und anhaltender Konflikte.
Die Auseinandersetzung mit der Geschichte und somit mit dem Werk von Kollwitz und Nagel mahnt uns, den Wert von Frieden und sozialer Gerechtigkeit zu bewahren. Die Künstlerin Käthe Kollwitz schuf ihr Werk aus tiefem persönlichen Schmerz. Der Verlust ihres Sohnes Peter im Ersten Weltkrieg prägte ihr Leben und Schaffen. Während des Zweiten Weltkriegs musste sie auch um ihren gleichnamigen Enkel Peter trauern. Die Bronzeplastik in der Neuen Wache symbolisiert diesen universellen Schmerz: Eine Mutter, die ihren gefallenen Sohn betrauert, steht stellvertretend für alle, die in Kriegen oder durch Gewalt geliebte Menschen verloren haben.
Käthe Kollwitz war nicht nur eine bedeutende Künstlerin, sondern auch eine enge Freundin unseres Namensgebers Otto Nagel. Beide verband ihr Einsatz für soziale Gerechtigkeit und ihre unerschütterliche Ablehnung von Krieg. Sie unterstützten sich gegenseitig, wobei Kollwitz Nagel oft finanziell half und Nagel Kollwitz bei Ausstellungen unterstützte. Ihre Kunst und ihr Wirken waren Ausdruck ihrer gemeinsamen Überzeugung: „Nie wieder Krieg” – so lautet der eindringliche Appell von Kollwitz, der bis heute nachhallt.
Die bildnerische Auseinandersetzung mit Otto Nagels Grafik „Karree” aus dem Jahr 1921, in der er Prostituierte darstellt, wurde im Frühjahr von den Schülerinnen und Schülern des Leistungskurses Kunst malerisch neu interpretiert. Diese Arbeiten sind ebenfalls ein Sprachrohr für soziale Gerechtigkeit und die Emanzipation der Frau. Die Kunst dient hier als Mittel der Selbstwirksamkeit und Ausdruckskraft unserer Schülerinnen und Schüler. Sie zeigt, wie durch kreatives Schaffen Geschichte lebendig gehalten und reflektiert werden kann. Dies unterstreicht die besondere Aufgabe von Pädagoginnen und Pädagogen: jungen Menschen Raum für künstlerische und geschichtliche Auseinandersetzung zu geben, um Werte wie Frieden, Gerechtigkeit und Demokratie nachhaltig zu fördern.
Als Schulgemeinschaft tragen wir diesen Geist weiter. Wir gedenken allen Opfern von Krieg und Gewalt und setzen uns aktiv für soziale Gerechtigkeit, Frieden und demokratische Werte ein. Mögen wir heute und in Zukunft daran erinnert werden, wie wertvoll und schützenswert diese Werte sind.
Dana Wolfram-Gagel
Schulleiterin