Liebe Schülerinnen und Schüler und liebe Eltern,

„Unsere Gesellschaft ist im Wandel!“ Mit dieser Aussage werden wir aktuell sehr häufig konfrontiert.

Doch ist unsere Welt nicht ständig im Wandel? Was verbirgt sich hinter dieser Aussage? Der Ton in unserem Alltag ist rauer geworden. Extreme nehmen zu und politische Ränder werden gestärkt. Ausgrenzungen werden Wirklichkeit. Das Gefühl der Sicherheit geht verloren. Mit solchen und anderen gesellschaftlichen Entwicklungen werden wir aktuell konfrontiert.

Veränderungen sind Bestandteil des Lebens. Sie müssen von uns Menschen gestaltet werden. Dabei gilt es, negative Entwicklungen zu erkennen und diesen entgegen zu wirken.

Die Schule ist ein Spiegelbild der Gesellschaft und somit müssen wir uns den aktuellen Problemen und Fragen der Zeit stellen. Vertrauen, Toleranz, Offenheit und Wertschätzung sind Grundpfeiler einer guten Schulbildung, denen wir uns als Otto-Nagel-Gymnasium verpflichtet fühlen.

Im Laufe der Geschichte wurde deutlich, dass die Würde des Menschen durch menschenverachtende Systeme antastbar und zerstörbar ist. Wir distanzieren uns ausdrücklich von diesen Systemen und ihrem Gedankengut. Daher gilt für uns unabdingbar der Leitgedanke des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Wer könnte dies besser wissen als Otto Nagel. Unser Namenspatron beobachtete die Berliner genau, malte und karikierte sie und äußerte sich auch politisch, wofür er unter anderem im KZ Sachsenhausen inhaftiert wurde und Malverbot erhielt. Wir schulden es schon allein Otto Nagel, rechtsextremen Gedankengut entgegenzutreten, damit seine Erfahrungen nicht unsere werden.

Im Zeitalter der Digitalisierung wird es zunehmend wichtiger, einen offenen und ehrlichen Diskurs miteinander zu führen. Virtuelle Räume sind für uns keine rechtsfreien Räume. Hier gelten die gleichen Gesetze, Regeln und Vereinbarungen für ein menschliches Miteinander wie im realen Leben.
Digitale Räume werden von ihren Nutzerinnen und Nutzern geprägt. Für das Otto-Nagel Gymnasium liegt der Schwerpunkt bei der Nutzung sozialer Medien in der bewussten und bedachten Weitergabe von Informationen. In der Schule setzen wir auf eine persönliche Kommunikation und bevorzugen weiterhin das Gespräch – auch als einen notwendigen Kontrast zur Anonymität und Schnelllebigkeit der medialen Welt.

Aufgrund einer gewissen Anonymität im Netz werden soziale Medien immer wieder für persönliche Angriffe genutzt. Hier hilft kein Wegschauen, sondern klare Positionierung: Jegliche Formen der Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt verurteilen wir.

Die Lehrerinnen und Lehrer des Otto-Nagel-Gymnasiums bekennen sich klar dazu, dass wir Schwächere unterstützen und individuelle Stärken fördern.

Beim Widerspruch gegen unsere demokratischen Grundwerte verfahren wir mit einer Null-Toleranz-Politik und halten uns klar an die gesetzlichen Vorgaben. Gesetzeswidrige, diffamierende und diskriminierende Handlungen und Taten sind von uns polizeilich zu melden. Wir werden sie nicht verharmlosen oder gar verschweigen. Es gibt hierbei keine „Ausrutscher“ oder „spaßiges“ Denken.
Auch Witze und Satire sind je nach Kontext und Situation immer auch Kommunikation. Sie sagen mehr über den aus, der sie macht, als über den, der adressiert ist.
Wir setzen ein Grundvertrauen in die jungen Persönlichkeiten unserer Schule und nehmen alle Handlungen ernst.

Als Schule wollen wir das Leben aktiv mitgestalten und werden daher die Projekte „Schule ohne Rassismus“, „Fairplayer“ und die „IG Friedenstaube“ weiterhin verstärkt unterstützen. Wir wollen mit allen Lehrkräften, Lernenden und Eltern gemeinsame Wege gehen, die das friedliche Zusammenleben stärken und die Vielfalt im Sinne einer demokratischen Gesellschaft und demokratischen Schul-Kultur leben.

Schulleitung
Im Auftrag des Otto-Nagel-Kollegiums
Befürwortet durch die Schulkonferenz
Februar 2019