70 % unserer Lernenden haben ihre Handyzeit nicht im Griff

Im Juni und Juli 2025 haben wir am Otto-Nagel-Gymnasium im Rahmen der Kampagne „Bewusst online. Bewusst offline. Die Balance ist deine Chance!“ eine große Umfrage zur Smartphone-Nutzung durchgeführt. Mehr als 300 Schülerinnen und Schüler aus den Klassenstufen 5 bis 12 haben dabei ihr eigenes Nutzungsverhalten reflektiert. Die Ergebnisse sind eindeutig und geben Anlass zum Nachdenken.

Wie viel Zeit verbringen unsere SuS am Handy?

Rund die Hälfte der Befragten gab an, täglich drei bis fünf Stunden am Smartphone zu sein. Fast zehn Prozent nutzen es sogar sechs Stunden oder länger. Besonders beliebt sind Apps wie WhatsApp, Spotify, Instagram, TikTok, YouTube und Snapchat. Auch ChatGPT und Spiele wie Brawl Stars wurden häufig genannt.

Warum wird das Smartphone so oft genutzt?

Natürlich hat das Handy organisatorische Funktionen – etwa zum Checken von Stundenplänen oder Nachrichten. Doch viele Schülerinnen und Schüler nannten auch andere Gründe: Langeweile (42 %), Gewohnheit (30 %), Ablenkung vom Unterrichtsstress (19 %) oder den Eindruck, dass ohnehin alle Freunde am Handy seien (11 %). Diese Motive zeigen, dass das Smartphone oft eher aus Automatismus heraus gezückt wird als aus wirklicher Notwendigkeit.

Wenig Kontrolle über die eigene Bildschirmzeit

Fast 70 Prozent unserer ONG-Schülerschaft gaben an, regelmäßig länger am Handy zu sein, als sie eigentlich möchten. Mehr als die Hälfte fühlt sich auch bei Hausaufgaben oder der Unterrichtsvorbereitung vom Smartphone abgelenkt. Zwar sind viele mit ihrem Nutzungsverhalten eher zufrieden, doch ein Drittel wünscht sich auch eine Veränderung.

Folgen für Gesundheit und Konzentration

Die intensive Nutzung bleibt nicht ohne Wirkung: Fast die Hälfte unserer Schülerinnen und Schüler berichtet von Konzentrationsproblemen, ein Drittel von Nacken- oder Rückenschmerzen. Gereiztheit, Kopf- und Augenschmerzen werden ebenfalls mit der langen Bildschirmzeit in Verbindung gebracht.

Eine Schülerstimme aus der Umfrage bringt es auf den Punkt:
„Wir sind nicht faul! Wir sind abgelenkt.“

Besorgniserregend ist, dass viele Jugendliche bereits eine gewisse Abhängigkeit bei sich selbst erkennen. Sie ärgern sich darüber, dem Social-Media-Sog nur schwer allein zu entkommen. Viele empfinden das ewige Scrollen als Zeitverschwendung – und tun es trotzdem. Gleichzeitig gibt es ein Bewusstsein dafür, dass der Griff zum Handy nur wenig zur Stressbewältigung beiträgt. Im Gegenteil: Viele Schülerinnen und Schüler wissen und spüren, dass gerade Social Media-Plattformen das Stresslevel steigern, indem sie sich dort dem Vergleichsdruck, Hate Speech und Doomscrolling aussetzen. Unsere Lernenden sprechen von einer Sucht, die ihnen Energie und Motivation raubt.

Handyverbot allein kann keine Lösung sein

Ein pauschales Handyverbot, wie es an anderen Schulen gilt, würde das Problem nur kurzfristig entschärfen. In der Freizeit bleibt das Smartphone schließlich ein ständiger Begleiter. Deshalb setzt das Otto-Nagel-Gymnasium auf Aufklärung, Selbstreflexion und Sensibilisierung – zum Beispiel mit medienpädagogischen Angeboten wie der Handykampagne „Bewusst online. Bewusst offline.“

Eltern und Schule in gemeinsamer Verantwortung

Auch die Elternhäuser sind gefragt, ihre Kinder zu begleiten, handyfreie Zeiten zu vereinbaren und vor allem Vorbilder im Umgang mit digitalen Medien zu sein. Wer beim Essen oder auf Familienausflügen ständig selbst zum Smartphone greift, vermittelt ein Verhalten, das Nachahmung findet und die gemeinsame Zeit belastet.

Unser Ziel muss es sein, Schülerinnen und Schüler frühzeitig zu digitaler Souveränität zu befähigen – nicht durch starre Verbote, sondern durch gemeinsame Verantwortung von Schule und Elternhaus.

Unsere Umfrageergebnisse fanden auch in den Berliner Medien Beachtung:

Absatz

Christina Huhn

Kommunikations- und Kooperationsmanagerin